Ich will nicht nur der Mann sein, der die Tasten drückt

„In manchen erwachsenen Menschen erkennt man leicht das Kind von früher. Klassische Musiker gehören eher selten zu diesen Leuten. Viele wirken, als seien sie schon in Bundfaltenhosen geboren worden. Bei Igor Levit aber hat man das Gefühl, ihm noch immer den anarchischen Jungen anzumerken, der das Bücherregal ausräumt und ununterbrochen Fragen stellt, sodass man als Eltern erschöpft die Augen schließt, sobald das Kind endlich irgendwo eingeschlafen ist.“

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„Ich will nicht nur der Mann sein, der die Tasten drückt“

 

Einmal erzählt Igor Levit von einer Begegnung mit einer Eule. Es war vor sechs, sieben Jahren, in einem Zoo. Er weiß nicht mehr, wo der Zoo war, aber er erinnert sich sehr genau daran, wie ihn die Eule ansah. Sie fixierte ihn.

„Schau, so.“

Igor Levits Augen sind groß und braun. Meistens wandert sein Blick unruhig hin und her, zwischen dem Display seines Handys und den Menschen, die ihn umgeben. Jetzt hält er den Blick.

„Der absolute Fokus“, sagt er. Pause. „Dann flog sie los.“ Die Eule war weg, und der Moment war verstrichen.

(…) ERSCHIENEN in DIE ZEIT

 

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